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Was steckt hinter Fast Fashion & der Weg zu Fashion Revolution

Das Leben ist schön, dort wo man die Kleidung trägt. Das Leben ist nicht so schön, dort wo man die Kleidung näht.


Die Modeindustrie ist nach der Erdölindustrie die zweitgrößte Umweltverschmutzungsbranche der Welt. Jedes Jahr produziert sie 1,2 Milliarden Tonnen Kohlendioxid, das sind 10% der Kohlenstoffemissionen, was den Verbrauch aller internationalen Flüge und Schiffe zusammen entspricht. Zudem verbraucht sie jährlich bis zu 93 Milliarden Kubikmeter Wasser, das sind 4% des gesamten Süßwasserverbrauchs der Welt und ist außerdem für 20% der Abwässer verantwortlich. Außerdem werden sämtliche Chemikalien, die zum Färben und Veredeln von Textilien verwendet werden, oft in Flüsse und Meere weitergeleitet. Jede Sekunde wird ein Müllwagen mit Textilien deponiert oder sogar verbrannt.



Fast Fashion ist ein Geschäftsmodell, das vom Durst der VerbraucherInnen nach neuer Kleidung abhängt. Einzelhändler wie Zara, H&M oder Primark bieten alle paar Wochen neue Kollektionen an und Onlineshops wie Shein ergänzen JEDEN TAG bis zu 7.000 neue Produkte auf ihrer Homepage. Schon jetzt verbraucht Shein jährlich genauso viel Öl wie ganz Spanien zusammen.


Doch die VerbraucherInnen greifen weiterhin blind zu, oft zu lächerlich billigen Preisen ohne sich mit dem System hinter der Modebranche auseinander zu setzten. Denn die wahren Kosten der Fast Fashion liegen im Verborgenen. Denn es ist die vollständige Missachtung der Menschenrechte, was diese Priese für KonsumentInnen erst so attraktiv macht.


Billige Arbeitskräfte in Entwicklungsländern, welche unter menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen ihrer Tätigkeit nachgehen, dabei mit giftigen Chemikalien hantieren und dessen Gase einatmen und deren Ausbeutung sind das Fundament einer Branche, welche ihre Kleidung mit Blut zu färben scheint.




Fabriken in Bangladesch, China und Indien stellen den Großteil besagter weltweiten Kleidung her. Am 24. April 2013 geschah dann schließlich was unter jenen Bedingungen nur eine Frage der Zeig gewesen war:

Ein Fabrikgebäude namens Rana-Plaza in Sabhar Bangladesch, kam zum Einsturz und begrab unter sich 1.135 Menschen, welche dabei ihr Leben ließen. 2.438 weitere Menschen wurden schwer verletzt und traumatisiert. Zum ersten Mal wurde der wahre Preis der Fast Fashion Industrie weltweit deutlich spürbar.




Die Fashion Revolution ist die weltweit größte Modeindustrie Aktivismus Bewegung, welche als Reaktion auf den Einsturz der Fabrik Rana Plaza ins Leben gerufen wurde.


Who made my clothes?

Das ist die entscheidende Frage welche sich Orsola de Castro und Carry Somers, GründerInnen der Fashion Revolution, ausdachten, um mit ihr in Konsumenten ein besseres Bewusstsein zu schaffen, über jene ArbeiterInnen nachzudenken, welche an der Herstellung von Kleidungsstücken beteiligt sind.


Wenn wir selbst nicht in Mode Fabriken arbeiten wollen, in denen wir stark chemischen Verbindungen ausgesetzt wären, die zu vorzeitigem Tod, schweren Krankheiten und DNA-Schäden führen, wo bleibt dann die Gerechtigkeit, wenn wir anderen abverlangen, dies für uns zu tun? Diese bewusste und unbewusste Anspruchshaltung, die unser undurchsichtiges und ausgelagertes Textilsystem geschaffen hat und aufrechterhält, ist einfach nur skrupellos.


Durch Aufklärung, Aktivismus und Zusammenarbeit arbeitet Fashion Revolution also daran, eine gerechtere und nachhaltigere Modeindustrie zu schaffen, welche das Vorherrschende System stark hinterfragt und kritisiert.


Besonders im Monat April, in welchem jedes Jahr die Fashion Revolution Week weltweit stattfindet, werfen wir ein besonders strenges Auge auf die Modeindustrie. Nicht nur gedenken wir den Opfern der Katastrophe von Rana Plaza, sondern nutzen wir besonders diese Zeit, um ein stärkeres Bewusstsein für die Auswirkungen der Mode auf die Menschheit und unseren Planeten in den VerbraucherInnen zu schaffen.


Doch nicht nur sensibilisiert Fashion Revolution die Auswirkungen der Modeindustrie, sondern fördert zudem auch noch nachhaltige Modepraktiken. Dazu zählen die Verwendung umweltfreundlicher Materialien, die Verringerung von Abfällen und dazu gehörige Umweltverschmutzungen und das Entwerfen von Kleidung, die für eine lange Lebensdauer ausgelegt ist.


Die Fashion Revolution hat bereits viel erreicht in ihrem Bestreben, die Modebranche nachhaltiger und ethischer zu gestalten. Es ist ihr gelungen, das Bewusstsein für die Probleme in der Branche zu schärfen und sie hat Druck auf die Marken ausgeübt, ihre Praktiken zu verbessern. Viele Designer und Marken lassen sich davon inspirieren und entwerfen nachhaltige Modekollektionen und wenden verantwortungsvollere Geschäftsmodelle an.


Auch wenn bereits mehr Transparenz und Verantwortlichkeit geschaffen wurde, ist es jedoch noch ein langer Weg, den es zu bestreiten gilt, denn das gesamte Geschäftsmodell der Fast Fashion ist zu tief in der Branche verwurzelt, um es von einen auf den anderen Tag zu ändern. Es muss sich die grundlegende Art und Weise, wie wir über Mode denken und sie konsumieren, ändern.


Ob es nun darum geht, Kleidung von verantwortungsbewussten Marken zu kaufen, alte Kleidung zu reparieren und wiederzuverwenden oder einfach weniger zu konsumieren. Jede Maßnahme, die wir ergreifen, kann dazu beitragen, eine gerechtere und nachhaltigere Modeindustrie zu schaffen und den Traum der Fashion Revolution von einer Gerechteren Zukunft, Wirklichkeit werden zu lassen.


Kriterien der Fashion Revolution

Um ihr gesetztes Ziel verwirklichen zu können, hat sich Fashion Revolution 10 Kriterien gesetzt, die es in der Bewegung zu befolgen gilt.


  1. Das erste Kriterium soll würdige Arbeitsplätze in der Modebranche bieten, vom Designer über den Hersteller und den Lieferanten bis hin zum Laufsteg. In der gesamten Kette soll es weder Versklavung, Gefährdung noch Ausbeutung, Überarbeitung, Belästigung, Missbrauch oder Diskriminierung geben. Einem jedem soll es möglich sein, für seine/ihre Rechte einzustehen.

  2. Zweiteres soll Mode ein Geschäftsmodel sein, in welchem dessen Arbeiter:innen, vom Feld bis zum Geschäft unter fairer und gleicher Bezahlung ihrer Arbeit nachgehen können. Es soll Menschen zu träumen erlauben, anstatt sie in die Armut zu zwingen.

  3. Kriterium Nummer dre, verleiht Menschen eine Stimme, welche es ihnen ermöglicht ohne Angst ihrer Meinung frei Kund zu tun, sich zusammenzufinden und über bessere Bedingungen in der Arbeitswelt und in der Gemeinschaft zu verhandeln.

  4. In Punkt Nummer vier soll Mode Kultur und Erbe mit Respekt gegenübertreten. Fähigkeiten und handwerkliche Begabungen sollen nicht nur gefördert, sondern auch gewürdigt und dementsprechend belohnt werden. Kreatives Schaffen soll als sein größtes Kapital anerkannt werden. Es soll nichts angeeignet werden, was nicht gewürdigt und wertschätzt wurde. Stehlen und Plageiren anderer ist der Branche unwürdig!

  5. Das fünfte Kriterium steht für Solidarität, Inklusion und Demokratie, unabhängig von Rasse, Klasse, Geschlecht, Alter, Aussehen oder Fähigkeiten. Das Fundament für Erfolg ist es Vielfalt zu schaffen und zu unterstützen.

  6. Sechstens: Mode soll die Umwelt bewahren und sie erneuern. Sie verbraucht keine wertvollen Ressourcen, schädigt nicht unsere Böden, verschmutzt nicht unsere Luft und unser Wasser und schadet nicht unserer Gesundheit. Mode schützt das Wohlergehen aller Lebewesen und bewahrt unsere vielfältigen Ökosysteme.

  7. Kriterium sieben verschreibt sich der unnötigen Zerstörung und dem Wegwerfen von Kleidung. So soll diese entweder repariert, wiederverwendet, recycelt und/oder upgecycelt werden. Unsere Kleiderschränke und Mülldeponien sollen nicht mehr von begehrter, oder ungeschützter, ungetragener und nicht behaltener Kleidung überquellen.

  8. Achtens soll Mode transparent und verantwortungsbewusst gehandhabt werden. Werte sollen sich nicht auf Geschäftsgeheimnissen beruhen. Jede:r kann sich immer und überall darüber informieren, wie, wo, von wem und unter welchen Bedingungen seine:ihre Kleidung hergestellt wurde.

  9. Kriterium neun besagt, dass sich Mode nicht an seinem Erfolg misst, indem es großen Umsatz und Gewinn erzielen muss, sondern bewahrt und erneuert die Umwelt und ordnet den Menschen dem Wachstum und Profit über.

  10. Das zehnte und letzte Kriterium gibt vor, dass Mode lebt, um sich auszudrücken, zu erfreuen, zu reflektieren, zu protestieren, zu trösten, zu bemitleiden und zu teilen. Mode solle sich niemals unterwerfen, demütigen, erniedrigen, marginalisierten oder kompromittieren. Mode zelebriert das Leben.


Kampagnen der Fashion Revolution


Who Made My Clothes? (Wer hat meine Kleidung gemacht?)

Die Kampagne "Who Made My Clothes?" wurde ins Leben gerufen, um Verbraucher:innen zu ermutigen, ein stärkeres Bewusstsein für die Modebranche zu entwickeln. Sämtliche Herstellungsprozesse, sowie Arbeitsbedingungen der einzelnen ArbeiterInnen sollen hinterfragt und der Wunsch nach transparenten Lieferketten angeregt werden.


Die Idee dahinter ist, dass wenn die VerbraucherInnen wissen, wer ihre Kleidung hergestellt hat, sie in der Lage sind, verantwortungsbewusste Entscheidungen zu treffen und sich für eine gerechtere und nachhaltigere Modeindustrie einzusetzen.


Die Kampagne "Who Made My Clothes?" fordert die Konsument:innen außerdem dazu auf, Fotos von sich selbst mit ihrer Kleidung auf Social Media zu posten, die jeweiligen Marken zu markieren und sie dazu zu bringen, transparenter über ihre Lieferketten zu sein und die Bedingungen der ArbeiterInnen in ihren Fabriken zu verbessern. Damit zielen sie darauf ab, eine globale Diskussion darüber zu führen, wer unsere Kleidung herstellt und unter welchen Bedingungen gearbeitet wird.



Fashion Revolution Week

Die Fashion Revolution Week ist eine jährliche Kampagne, die vom 24. bis zum 30. April stattfindet, um an den Jahrestag des Rana Plaza Einsturzes in Bangladesch zu erinnern und seinen Opfern zu gedenken. Auch diese Kampagne ermutigt Menschen weltweit, zu hinterfragen und zu erfahren, wer ihre Kleidung hergestellt hat und wie sie hergestellt wurde. Die Fashion Revolution Week ist eine Zeit des Gedenkens, der Reflexion und des Handelns, um eine bessere Zukunft für die Modeindustrie zu schaffen.


Loved Clothes Last

Die Kampagne "Loved Clothes Last" konzentriert sich darauf, die Verschwendung von Kleidung zu reduzieren, indem sie die Verbraucher:innen dazu ermutigt, Kleidungsstücke zu reparieren, zu teilen und wiederverwendbar zu machen, anstatt diese wegzuwerfen. Der Grundgedanke hinter der Idee ist, Kleidung wieder mehr Wertschätzung zu verleihen, auf dass wir diese länger tragen anstatt sie nach nur wenigen Tragen auszusortieren und wegzuwerfen. Außerdem werden KonsumentInnen dazu aufgefordert, kreativ zu werden und ihre Kleidung auf neue und innovative Weise zu nutzen, um Ressourcen zu sparen und die Umwelt zu schonen.


Die Haulternative-Kampagne zielt darauf ab, die Art und Weise zu verändern, wie Verbraucher:innen Mode konsumieren, indem sie sie dazu ermutigt, faire Alternativen zum Kauf neuer Kleidung zu finden. Die Idee dahinter ist, dass der Kauf neuer Kleidung nicht die einzige Möglichkeit ist, um den eigenen Kleiderschrank zu erweitern. Stattdessen können KonsumentInnen z.B. Second-Hand-Läden besuchen, Kleidungsstücke tauschen oder reparieren oder sich an Kleidertauschpartys beteiligen. Zudem fordert auch diese Kampagne ihre KonsumentInnen dazu auf, kreativ zu werden und neue Wege zu finden, um ihre Garderobe zu erweitern, ohne dabei die Umwelt zu belasten.


Fazit

Die Fashion Revolution hat im Laufe der Jahre viele Kampagnen ins Leben gerufen, um das Bewusstsein für die Auswirkungen der Modeindustrie auf die Umwelt und die Arbeitsbedingungen in der Branche zu erhöhen. Diese Kampagnen haben dazu beigetragen, VerbraucherInnen zu ermutigen, nachhaltigere Entscheidungen zu treffen, Marken dazu zu bringen, transparenter über ihre Lieferketten zu sein und die Modebranche insgesamt zu einem gerechteren und nachhaltigeren Ort zu machen.


SLOW FASHION


Der Begriff Slow Fashion kam erstmals im Jahr 2008 auf, als die Beraterin für nachhaltiges Design, Kate Fletcher, einen Gegenentwurf zur Fast Fashion entwickelte.


Die Bezeichnung Slow Fashion bezieht sich auf zeitlose Kleidung, welche langlebig ist und nicht von schnell wechselnden Modetrends beeinflusst wird. Außerdem soll Slow Fashion über die reine Verwendung von Bio-Materialien hinaus auch eine ökologisch nachhaltige Nutzung von Mode umfassen.


Infolge der zunehmenden Umweltbelastung, vor allem eben auch durch Fast Fashion, wächst das Umweltbewusstsein vieler VerbraucherInnen, wodurch eine Nische für Slow Fashion Produkte entsteht, welche die Entscheidung vieler beeinflusst, Kleidung bewusster und vor allem ethischer zu konsumieren.


Im Rahmen dieser neuen ökologisch und nachhaltigen Geschäftsansätze, konzentrieren sich Slow Fashion Unternehmen bei der Gestaltung ihrer Kleidung auf die Haltbarkeit und Wiederverwendbarkeit ihrer Produkte. Slow Fashion Trends ermöglichen es den VerbraucherInnen, zeitlose Designs zu kaufen, welche nicht nur lange halten, sondern auch eine hohe Produktqualität beibehalten und DesignerInnen neu inspirieren. Diese neun Produkte sprechen KonsumentInnen an, die auf der Suche nach einzigartigen, neuen Stilen sind und bereit sind, einen höheren Preis für Fairness zu zahlen.


Darüber hinaus kann Slow Fashion den ökologischen Fußabdruck der Textilindustrie durch subtile Alternativen reduzieren, ohne die Modeunternehmen zu sehr zu belasten. Es ist definitiv eine Herausforderung für die Modeindustrie und dem damit einhergehenden Massenmarkt, Mode auf nachhaltige Weise zu konsumieren, insbesondere in Entwicklungsmärkten, in denen die VerbraucherInnen preissensibler sind. Zwar wird die Modebranche durch Slow Fashion in Relation zu Fast Fashion um einiges langsamer, bewegt sich aber in eine nachhaltigere und umweltfreundlichere Zukunft.


Der wohl größte Vorteil einer Produktion mit geringer Geschwindigkeit ist, dass es den Rohstoffen ein natürliches Wachstum ermöglicht und die Artikel langsamer in kleinen Chargen hergestellt werden, was den Ressourcenverbrauch und die Abfallmenge enorm reduziert. Da die Arbeiter:innen keine Überstunden machen müssen, um die kurzen Lieferfristen einzuhalten, können sie sich mehr Zeit für die einzelnen Produkte nehmen, was ihr Wohlergehen verbessert, und eine qualitativ hochwertige Produktion ermöglicht. Darüber hinaus zielt Slow Fashion auch darauf ab, die Lebensdauer der Kleidung vom Erwerb bis zur Entsorgung zu verlängern, indem sie den Menschen hilft, weniger zu kaufen, dafür aber auf eine höhere und haltbarere Qualität zu setzten. Menschen sollen dazu angeregt werden weniger, aber dafür höhere und haltbarere Qualität zu kaufen. Bei jener Qualität geht es nicht mehr nur um das physische Kleidungsstück selbst, sondern auch um das Design, welches unabhängig von flüchtigen Modetrends beeinflusst wird.


Darüber hinaus hilft Slow Fashion den Verbraucher:innen, ihre Kleidung besser fassen zu können, indem sie sich auf die lokale Kultur oder lokale Ressourcen stützt, was die Distanz zwischen Hersteller:innen und VerbraucherInnen verkürzt. Weniger Vermittler:innen zwischen Hersteller:innen und Verbraucher:innen führen zu transparenteren Produktionssystemen und erleichtern die Zusammenarbeit zwischen Designer:innen, Hersteller:innen und Verbraucher:innen.


Wenn mehrere Slow Fashion Firmen, die in der Lage sind hochwertige Produkte anzubieten, wirtschaftlich nachhaltig werden, wird die gesamte Bekleidungsindustrie als solche ihre Nachhaltigkeit über den Material- und Recyclingansatz hinaus deutlich verbessern.


Die gesamte Branche muss den Prozess des Wandels dringend beschleunigen. Branchen, Produktionsmethoden und Geschäftsmodelle müssen neu formuliert werden, um eine bessere Zukunft zu gewährleisten.

Nichtsdestotrotz steht und fällt alles mit der Mentalität den KonsumentInnen. Ein Umdenken wird von Nöten sein, um diese dazu zu ermutigen, mehr Wert auf Qualität anstelle von Bequemlichkeit zu legen.


PROBLEME DER HEUTIGEN MODEINDUSTRIE


In den letzten Jahren haben die Globalisierung und die neuen Kommunikationstechnologien die Mode schneller und vor allem kostengünstiger gemacht. Der hohe Ressourcenverbrauch der Branche, die kurzen Produktlebenszyklen und der übermäßige Verbrauch führen allerdings zu negativen Auswirkungen auf unsere Umwelt und unsere Gesellschaft. Die Textil- und Bekleidungsindustrie steht vor einigen Herausforderungen in Bezug auf die Nachhaltigkeit. Dazu gehören der hohe Energie- und Wasserverbrauch bei den Herstellungsprozessen, die Treibhausgasemissionen, die Ökotoxizität beim Waschen und Färben von Textilien, die Toxizität von Düngemitteln und Pestiziden in Naturtextilien, die Erschöpfung erneuerbarer Ressourcen, sowie die Kosten einer nachhaltigen Produktion.


Die Branche steht aber auch vor Herausforderungen im Zusammenhang mit Fast Fashion Zyklen, dem Verbraucher:innenverhalten, sozialen Kriterien, Fragen der Umweltgesundheit und Umweltsicherheit, der Bewirtschaftung von Textilabfällen, nicht abbaubaren Textilmaterialien und wirtschaftlichen Problemen in der gesamten Lieferkette.


Viele Unternehmen sind daher mit dramatischen Veränderungen im Konsumverhalten konfrontiert, da sich jenes bei den VerbraucherInnen verändert hat. In vielerlei Hinsicht steht dieses Konsumverhalten in direktem Konflikt mit der Nachhaltigkeit. Im Mainstream-Modemodell hat die Anzahl der Modesaisonen zugenommen und die Vorlaufzeit wurde verkürzt, um Trends umgehend zu reflektieren und die Bedürfnisse der VerbraucherInnen zu erfüllen.


Vor nicht allzu langer Zeit gab es in der Modebranche nämlich nur zwei Saisonen oder Kollektionen: Frühjahr/Sommer Kollektion und Herbst/Winter Kollektion. Aber als die Globalisierung in den 1990er-Jahren in diesem Bereich boomte und Online-Shopping in den 2000er Jahren explosionsartig zunahm, verkürzten sich in der Branche Produktionslinien von Modetrends. Die Reaktion darauf war es dann, weitere Saisons hinzuzufügen und die Einführung neuer Kollektionen zu beschleunigen. Dies schuf eine ganzjährige Nachfrage nach Kleidung aller Art für warmes und kaltes Wetter und so verschwommen die traditionellen Grenzen zwischen den Jahreszeiten immer mehr. Um das Jahr 2000 herum kam dann Fast Fashion, der populäre Name für Kleidung, die bewusst entworfen und vermarktet wird, um nach wenigen Tagen oder Wochen aus der Mode zu kommen.


Zusammenfassung der Nachhaltigkeitsprobleme

  • Erheblicher Energie- und Wasserverbrauch in den Herstellungs- und Produktionsphasen

  • Treibhausgasemissionen in den Herstellungsprozessen

  • Ökotoxizität beim Waschen und Färben von Textilien

  • Toxizität durch Düngemittel und Pestizide in der Faserphase von Naturtextilien

  • Erschöpfung erneuerbarer Ressourcen wie fossile Brennstoffe, Energieverbrauch und damit verbundene Treibhausgasemissionen bei der Herstellung von Kunstfasern

  • Toxizität, Umgang mit gefährlichen Abfallstoffen und Abwasserbehandlung in der Produktionsphase sowie Einsatz von Chemikalien, Farbstoffen und Ausrüstungen in der Produktionskette

  • hohe Kosten nachhaltiger Produktion

  • Fast Fashion Zyklen

  • sich änderndes VerbraucherInnenverhalten

  • Soziale Kriterien wie Arbeitsbedingungen, Kinderarbeit, schlechte Löhne, Sicherheit etc.

  • Umwelt-, Gesundheits- und Sicherheitsfragen

  • Textilabfallmanagement in Verbindung mit Deponieknappheit - nicht abbaubare Textilmaterialien


Slow Fashion und der Konsument / Produzent


Insbesondere die jüngeren Generationen geben zu, dass sie einige Maßnahmen ergreifen, um die Umweltbelastung zu verringern, darunter auch eine Änderung der Kaufgewohnheiten bei Kleidung. Ethische und moralische Werte werden für diese VerbraucherInnen immer wichtiger und beeinflussen ihre Kaufentscheidungen.

LOHAS (Lifestyle of Health and Sustainability) ist ein Wahrnehmungs-, Einstellungs- und Verhaltenslebensstil, der die persönliche Gesundheit und das Wohlbefinden sowie die ökologische und soziale Nachhaltigkeit im Streben nach einem ausgewogenen Wohlstand für den Einzelnen, die Umwelt und die Gesellschaft betont. LOHAS-KonsumentInnen interessieren sich für die Umweltauswirkungen eines Produkts, während seines gesamten Lebenszyklus. Wie wird das Produkt hergestellt, verkauft, konsumiert und entsorgt und wird der Prozess ohne Schäden oder Ausbeutung der Umwelt durchgeführt.


Es wird genauer auf die Herkunft der Verpackungsmaterialien oder deren Recyclingfähigkeit und biologische Abbaubarkeit geachtet. Sie interessieren sich auch für soziale Fragen im Zusammenhang mit dem, was sie essen und tragen. Bevorzugt werden Produkte von Unternehmen gekauft, die ähnliche soziale Werte vertreten wie sie selbst. Besonders die Themen Gleichberechtigung am Arbeitsplatz, Menschenrechte und Fürsorge für Minderheiten, einschließlich Kinder und Frauen liegt den jungen KonsumentInnen am Herzen.


Infolgedessen konzentrieren sich internationale Marken wie Patagonia, People Tree, Thought, Indigenous, Rent the Runway oder Stella McCartney und auch wir verstärkt darauf, ihre Mode so ethisch und transparent wie möglich zu gestalten und dabei sowohl die Umwelt als auch die Kunden zu berücksichtigen. Neue Generationen von Verbraucher:innen interessieren sich immer mehr für Marken, die nachhaltige Praktiken als Teil der Markenwerte verkörpern.


Während jedoch einige Verbraucher:innen bereit sind, für Bio-Kleidung mehr zu zahlen, zögern andere, da sie Bio-Kleidung oder Kleidung aus recyceltem Material als minderwertig, unmodern oder zu hochpreisig empfinden. Begrenztes Wissen und Bewusstsein über die Nachhaltigkeit von Kleidung bei den VerbraucherInnen wurde ebenfalls als Hindernis genannt.


Die Einführung von Umweltzeichen für Bekleidungsprodukte und deren Bereitstellung für die VerbraucherInnen soll dazu beitragen können, bewusstseins- und wissensbedingte Barrieren zu überwinden und dadurch ökologische Kleidung zu fördern.


Die Bereitstellung korrekter Informationen trägt auch dazu bei, Vertrauen zwischen HerstellerInnen und VerbraucherInnen aufzubauen. Die Hauptverantwortung der HändlerInnen besteht allerdings auch darin, sicherzustellen, dass ethische Kleidung den VerbraucherInnen die gleiche Zufriedenheit bietet wie herkömmliche Kleidung. Die Bereitstellung vollständiger Informationen über die Produktzusammensetzung mit Öko-Labels, die hervorheben, wo und wie ein Produkt hergestellt wurde, könnte eine potenzielle Lösung sein, um die Sichtbarkeit des Produkts zu erhöhen und es den VerbraucherInnen dadurch einfacher und bequemer zu machen, nachhaltige Kaufentscheidungen zu treffen.


Wir als KonsumentInnen müssen uns klar werden, dass das aktuelle Modell der Modeindustrie mit all seinen sozialen, physischen und ökologischen Kosten nicht akzeptiert werden muss. Es gibt einen besseren und vor allem nachhaltigeren Weg.

Konsument:innen können dazu beitragen, die negativen Auswirkungen von Fast Fashion zu bekämpfen. Indem sie sich für den Kauf von nachhaltigen und ethischen Marken entscheiden, können sie der Industrie signalisieren, dass ihnen diese Themen am Herzen liegen. Die Verlängerung der Lebensdauer von Kleidungsstücken durch Wiederverwendung und Reparatur kann dazu beitragen, den Abfall und die Nachfrage nach neuen Kleidungsstücken zu verringern.


Beim Kauf von neuer Kleidung sollten sich die Fragen gestellt werden:

  • Woher kommt es?

  • Wer hat es hergestellt?

  • Und welche Auswirkungen hat es auf die Welt um uns herum?

Woran erkennt man Slow Fashion

Slow Fashion setzt auf zeitlose Designs, Langlebigkeit, natürliche oder recycelte hochwertige Materialien, hohe Qualität und Haltbarkeit, gute Arbeitsbedingungen und faire Löhne in Produktion und wird oft in Europa gefertigt.


Qualität statt Quantität

Slow Fashion legt hohen Wert auf Qualität und Langlebigkeit, um so die Distanz zur billigen Wegwerfgesellschaft zu wahren. Jene Kleidungsstücke werden zumal aus hochwertigen Materialien und mit handwerklichem Können hergestellt, was bedeutet, dass sie länger halten und außerdem die Umwelt weniger belasten.


Ethische Produktion

Marken der Bewegung legen Wert auf faire Arbeitspraktiken. ArbeiterInnen werden fair entlohnt und arbeiten zudem unter sicheren, gesunden Bedingungen.


Nachhaltige Materialien

Slow Fashion verwendet nachhaltige und umweltfreundliche Materialien wie Bio-Baumwolle, Leinen, Hanf und/oder recycelte Stoffe. Lokale Produktion:

Slow Fashion fördert die lokale Produktion und unterstützt die eigene lokale Wirtschaft. Dies bedeutet, dass Produkte in kleinen Quantiäten und oft auf Bestellung gefertigt werden, wodurch Abfall und Überproduktion reduziert werden.


Transparente Lieferkette

Slow Fashion Marken machen ihre Lieferkette und ihren Herstellungsprozess transparent, damit Kunden fundierte Entscheidungen über ihre Einkäufe treffen können.


Wieso ist stoff.werk.graz eine Slow Fashion Brand?


Die Modeindustrie stellt sich mit ihrer gesamten Wertschöpfungskette als eine der umweltverschmutzendsten Industrien für unseren Planeten dar. In der konventionellen Herstellung werden noch immer sehr viele Menschen ausgebeutet, schädliche Chemikalien werden frei gelassen und viele Menschen müssen in unmenschlichen Umständen arbeiten. Bei uns im stoff.werk.graz läuft dies allerdings komplett anders ab.


Unser Projekt achtet sehr genau auf faire Arbeitsbedingungen und richtet sich zudem an langzeitarbeitslose, sozial benachteiligte Frauen. Das Ziel ist hier, dass der Selbstwert der Frauen gestärkt wird, sie selbstbestimmt handeln und im Arbeitsalltag wieder Fuß fassen. Außerdem wird großer Wert auf Nachhaltigkeit und lokale Produktion gelegt. Sowohl im Design als auch in der Produktion wird auf hohe Qualität geachtet. Jeder Arbeitsschritt erfolgt in 100% Handarbeit in unserer Grazer Werkstatt. In unserer Nähwerkstatt wird der Fokus besonders auf den Einsatz nachhaltiger und ökologischer Materialien gelegt. Zusätzlich wird darauf geachtet, zeitlose und nachhaltige Designs herzustellen.




Transparenz und Ehrlichkeit stehen bei uns im Fokus. Dabei steht für uns Qualität vor Quantität, so werden unsere Kollektionen in kleinen Auflagen hochwertig hergestellt.


Nachvollziehbar, einzigartig und fair.


Das stoff.werk.graz & Fashion Revolution Manifesto


Unsere Mode steht für Solidarität, Inklusion und Demokratie, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Alter, Form oder Fähigkeiten. Sie setzt sich für Vielfalt als entscheidende Voraussetzung für Erfolg ein. In unserer Nähwerkstatt arbeiten wir mit wunderbaren Frauen zusammen, die sich gegenseitig stützen und sich ihren eigenen Safe Space kreieren.




Faire Arbeitsumstände liegen uns sehr am Herzen. Unsere Mode bietet würdige Arbeit. Sie versklavt niemanden, gefährdet niemanden, beutet niemanden aus, überarbeitet niemanden, belästigt niemanden, missbraucht niemanden und diskriminiert niemanden. Täglich arbeiten wir mit langzeitarbeitslosen Frauen zusammen. Unsere Mode gibt den Menschen eine Stimme, die es ihnen ermöglicht, ohne Angst ihre Meinung zu sagen, sich ohne Unterdrückung zusammenzuschließen und über bessere Bedingungen am Arbeitsplatz und in den Gemeinschaften zu verhandeln.


Wir sind der Meinung, dass uns Mode etwas geben und nicht nehmen soll. Unsere Mode bewahrt die Umwelt. Sie schädigt unsere Böden nicht, verschmutzt unsere Luft nicht und schadet nicht unserer Gesundheit.






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